Enorm in Form mit Karate

Karateweltmeister Thomas Lamm will arbeitslosen Jugendlichen soziale Kompetenzen vermitteln

Innovative Beschäftigungsförderung für junge Leute unter 25 Jahren: Darum bemühen sich das Jobcenter Ostalbkreis und der DRK-Kreisverband Gmünd. Im Projekt „Enorm in Form“ simulieren sie mit zwölf arbeitslosen Jugendlichen, wie der Arbeitsalltag aussehen kann. Auf dem Programm steht unter anderem Sport: Der Karateweltmeister Thomas Lamm trainiert die Jugendlichen in der Gmünder ABC-Halle.

 

Schwäbisch Gmünd. Im Sport gehe es um Bewegung, erklärt Karateweltmeister Thomas Lamm. Jedoch auch um soziale Kompetenzen, vor allem, wenn es sich um einen Kampf- oder Gruppensport handele. Beide Faktoren spielen bei dem Projekt „Enorm in Form“ eine Rolle. Seit zwei Monaten unterstützt der Karateweltmeister aus Durlangen das Sportprojekt einmal in der Woche ehrenamtlich. „Es ist schön, den jungen Menschen ein paar Übungen beizubringen“, meint er. Aber es gehe nicht nur um den Sport. Auch was hinter den Jugendlichen steckt, interessiere ihn. „Manche hatten bisher einfach Pech“, sagt Lamm. Er möchte ihnen helfen.

„Manche arbeitslosen Jugendlichen hatten bisher einfach Pech.“
Das Karatetraining beinhaltet Selbstverteidigung und Gewaltprävention. Die Übungen machen die jungen Leute in Zweier-Gruppen. In einer der Übungen geht es darum, einen Schlag nicht ganz auszuführen, sondern kurz vor der Zielperson abzustoppen. Dies soll in der Realität bewirken, Aggressionen zu kontrollieren.
Martin Trautmann und Cornelia Müller vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) leiten das Projekt. Dabei begleiten sie die Jugendlichen zu den meisten Terminen und arbeiten an den individuellen Problemen jedes Einzelnen.
Thomas Matok ist einer der Teilnehmer. „Ich habe meine Sportsachen vergessen“, lautet seine Entschuldigung dafür, dass er diese Woche nicht mitmacht. Vom Grundprinzip fände er aber das Training gut. Allerdings trainiere er noch lieber im Kraftraum des Jugendhauses Schwäbisch Gmünd.
Nicht jeder der zwölf Teilnehmer war bei dieser Sporteinheit dabei. „Es kommt immer vor, dass ein Teilnehmer krank wird. Dann muss er sich ein Attest vom Arzt holen“, sagt Trautmann. Bei „Enorm in Form“ gehe es zu wie in einem Betrieb, außer beim Urlaub, den gebe es nämlich nicht. Dafür gehen die Arbeitstage nicht lang: montags und freitags von 9 bis 12.30 Uhr; Dienstag bis Donnerstag auch von 9 bis 12.30 Uhr und von 13 bis 15 Uhr. Fehlt ein Teilnehmer unentschuldigt, bekommt er eine Abmahnung. Nach der dritten darf er nicht mehr teilnehmen.
Die Stadt Gmünd stellt die Sportstätten und das Jugendhaus zur Verfügung. Bei dem Projekt ist aber nicht nur Sport auf dem Plan. Die Jugendlichen müssen ein zweiwöchiges Praktikum machen. Außerdem gibt es ein Coaching für anstehende Vorstellungsgespräche, Vermittlungshilfe bei der Arbeitssuche und Hilfe bei familiären Problemen oder Schulden.
Ausgesucht werden die Teilnehmer vom Jobcenter. Dieses betreut Arbeitslosengeld-II-Bezieher. Es muss ihnen bei der Eingliederung in die Gesellschaft, bei Arbeitsangelegenheiten und Weiterbildungen helfen. Dazu gehören auch Leistungen wie Sucht- oder Schuldnerberatung.
Mitmachen dürfen nur zwölf arbeitslose Jugendliche im Alter unter 25 Jahren, damit gewährleistet wird, dass die Probleme jedes Einzelnen angeschaut werden. Ob ein Jugendlicher bei „Enorm in Form“ dabei sein darf, hängt davon ab, wie der Teilnehmer eingeschätzt wird: Schafft er es selber aus dieser Lage heraus oder braucht er Hilfe?
Das Training wird nach den Sommerferien enden. Das Projekt muss jedes Jahr vom DRK neu beantragt werden. Martin Trautmann ist sich aber sicher, dass es auch im nächsten Jahr weitergeführt wird. Es sei immerhin ein gutes Projekt.

© Gmünder Tagespost 11.06.2012

 

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